9. Juli 2023 / Lokales

100 Jahre Anna-Villa: Das Säuglings- und Wöchnerinnenheim

Reportage Teil 2

100 Jahre Anna-Villa

Teil 2 - Das Säuglings- und Wöchnerinnenheim

Nachdem die BERESA-Werke verkauft wurden, erfuhr die Anna-Villa 1924 eine neue Bestimmung. Sie wurde zu einem Säuglings- und Wöchnerinnenheim umgebaut. Der zuvor provisorisch angelegte Zuweg wurde dann mit Anröchter Bruchsteinen zu einer Straße ausgebaut. Fünf Jahre später erhielt diese in Anlehnung an das Annahaus den Namen Annastraße.

"Am 9. Juni 1925 erteilt der Regierungspräsident dem Caritasverband des Kreises Beckum die Genehmigung zum Umbau des Gebäudes unter der Auflage, dass die Zimmer für „ehelich Gebärende" nur mit drei Betten ausgestattet werden sollten. So übernahmen die Schwestern des „Herz-Jesu-Instituts für Familienpflege und Seelsorgehilfe" das Haus und übten über 15 Jahre ihre segensreiche Tätigkeit aus. Insgesamt wurden hier 1481 Kinder geboren, wovon viele in der eigenen Hauskapelle getauft wurden. Entgegen den ursprünglichen Vorgaben, uneheliche Mütter aufzunehmen, haben vorwiegend Frauen aus dem Mittel- und gehobenen Bürgerstand im Annastift entbunden. Dazu muss man wissen, dass Geburten seinerzeit fast ausschließlich zu Hause stattfanden und lediglich bei schweren Komplikationen ein Krankenhausaufenthalt in Frage kam. Diese Einstellung hatte sich jedoch aufgrund der stationären Aufenthalte und guten Pflege im Annastift allmählich geändert. Die Erholungsphasen der Mütter, insbesondere im Hinblick auf die vorherrschende Wohnungsnot und eine deutlich verringerte Säuglingssterblichkeit, waren hier wohl ausschlaggebend.

Aufgrund der steigenden Geburtenzahlen und wegen der Staubeinwirkung der umliegenden Zementwerke plante der Vorstand des „St. Anna Haus - Säuglings- und Wöchnerinnenheim" im Jahre 1928 einen Neubau. Die beim Bürgermeister Dr. Paul Jütten eingereichte Jahresstatistik von 1926 führte 88 Geburten an. Davon waren 65 ehelich und 23 unehelich, was zu damaliger Zeit nicht ohne Bedeutung war. Zukünftig, so wurde argumentiert, seien - aus rund 600 Geburten in Stadt und Kirchspiel - 300 bis 400 Entbindungen im Annahaus zu erwarten. Ein eigens gegründeter Verein unter dem Vorsitz von Dechant Schepers und Landrat Fenner von Fenneberg hatte schon ein Grundstück am Lehmkühlchen im Visier, das von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollte. Die 1930 erlassenen Satzungen regelten u.a. die Hebammenfrage, wonach mit Anna Grotegut, Anna Wickord, Anna Steinkemper, Elisabeth Bordien und Anna Held, freie Hebammen der Stadt auch im Annahaus tätig werden konnten." (Hugo Schürbüscher)

Das Säuglings- und Wöchnerinnenheim blieb bis Ende der 1930er Jahre in Betrieb. Danach erfuhr die Anna-Villa eine weitere geschichtsträchtige Veränderung ihrer Nutzung.

Dich interessiert die ganze Geschichte der Anna-Villa?
Erfahre im nächsten Teil, wie die Geschichte weitergeht!

>> Hier kommst du zu Teil 1: Die Errichtung der Anna-Villa

Auf dem Foto siehst du die Anna-Villa im Zustand vor der Sanierung.

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