10. Oktober 2022 / Lokales

Heimat- und Geschichtsverein Beckum setzt sich für den Erhalt des Bodendenkmals am Kirchplatz ein

Meldung des Heimat- und Geschichtsvereins Beckum e.V.

Im März 2019 stimmten alle Mitglieder der Mitgliederversammlung des Heimat- und Geschichtsvereins Beckum e.V. dafür, sich aktiv für den Erhalt des eingetragenen Bodendenkmals Kirchhof der Kirche St. Stephanus, Beckum, einzusetzen.

Es folgt eine Pressemitteilung des Heimat- und Geschichtsvereins Beckum e.V.:

„Fakt 1: Kostenexplosion
Im Jahr 2019 wurden die Gesamtkosten für die Umgestaltung des Kirchhofs und der Kirchstraße auf 1,2 Millionen Euro beziffert. Davon will die Kirchengemeinde St. Stephanus einen festen Anteil von 300.000 Euro übernehmen. Nur gut ein Jahr später, im Mai 2020, beliefen sich die neu ermittelten Kosten bereits auf 2.121.474,88 Euro (noch ohne die Kosten für Ingenieurs- und Archäologen-Leistungen). Nach den enormen Preissteigerungen der vergangenen Monate ist zu befürchten, dass die Gesamtsumme auf deutlich über 3 Millionen Euro steigen wird. Allein das umlaufende Schriftband aus Bronze (230 Meter Länge) wird wohl mit mehr als 100.000 Euro zu Buche schlagen.

Fakt 2: Klimaschützende Verbesserungen fehlen
Sollten die Maßnahmen wie geplant durchgeführt werden, droht eine Verschlechterung des innerstädtischen Klimas. Denn statt – wie überall gefordert – den Boden zu entsiegeln und Grünflächen zu schaffen, soll die noch vorhandene Grünfläche des Kirchhofs massiv versiegelt werden. Fakt ist nämlich, dass gut 60 % (also fast zwei Drittel) der bisherigen Rasen- und Grünflächen verschwinden sollen; statt grüner Vegetation werden graue Betonsteine den Boden bedecken. Konkret: Am Ende werden von fast 2.100 qm Grünfläche nördlich und südlich der Kirche nur noch rd. 850 qm übrigbleiben! Wie dieser Kahlschlag den Klimaschutz (Beckum die „klimafreundliche Stadt“) verbessern soll, bleibt ein Geheimnis der Verantwortlichen bei Stadt und Kirchengemeinde.

Zwar behauptet die Stadt Beckum immer wieder, dass zur „klimatischen Verbesserung“ der Lindenkranz rund um die Kirche „ergänzt“ werde, doch geht es bei genauem Hinsehen lediglich um eine einzige (!) zusätzliche Linde. Dass dagegen auf der Ostseite der Kirche eine etwa 9 m hohe uralte Buche gefällt wird, gibt man nur ungern zu. Überhaupt: Ob das neue „NRW-Klimaanpassungsgesetz“ (2021) und die „Förderrichtlinien zum Klimaschutz“ in den aktuellen Planungen Anwendung gefunden haben, ist fraglich.

Zudem: Weil alle Linden nach der großflächigen Bodenversiegelung von ihrer natürlichen Wasserzufuhr abgeschnitten sein werden, wird eine künstliche Bewässerung erforderlich; diese muss regelmäßig erfolgen und verursacht Folgekosten, die bislang weder erfasst noch berücksichtigt sind.

Fakt 3: Metertiefer Eingriff in ein bedeutendes Bodendenkmal
Nach den aktuellsten Planungen sollen auf der Nordseite der Propsteikirche große Regen-Rückhaltebecken in den Boden eingebaut werden. War bislang nur von einem Bodenaushub von ca. 70 cm die Rede, bedeutet der Einbau der Regen- Rückhaltebecken einen Aushub von bis zu zwei Metern Tiefe. Zugegeben, der 1.200 Jahre alte Friedhof ist ein eher unscheinbares Bodendenkmal der Stadt Beckum, aber trotz seiner Unauffälligkeit ist es eines der bedeutendsten Denkmäler in der Umgebung. Das LWL-Denkmalamt in Münster schrieb hierzu in seiner umfassenden Stellungnahme vom 21.7.2017, dass mit dem Beckumer Kirchhof aus der Zeit Karls des Großen (747-814) „ein Bodendenkmal betroffen ist, dessen Wert nicht hoch genug eingeschätzt werden kann und eine Absenkung der Geländeoberfläche völlig ausgeschlossen werden sollte“; auch bemerkt der LWL, dass „Rasenflächen (...) zu bevorzugen“ sind.

Fakt 4: Pietätloser Umgang mit einem 1.200 Jahre alten Friedhof
Seit längerem wird die seit Jahren vernachlässigte Rasenfläche auf der Nordseite der Kirche immer wieder als „Hunde-Klo“ bezeichnet. Allem Anschein nach fällt dem Kirchenvorstand und der Stadtverwaltung jedoch keine andere (Verbesserungs-) Maßnahme ein, als die Totenruhe unzähliger Beckumerinnen und Beckumer aufzugeben und ihre sterblichen Überreste ein für alle Mal wegzuräumen. Durch eine „adrett-saubere“ Gestaltung soll der Friedhof als eine weitere „Event-Fläche“ dem Marktplatz angepasst werden. Dabei wäre es so einfach und für einen Bruchteil der jetzt zu befürchtenden Kosten möglich, die gesamte Fläche auf der Nordseite in eine attraktive parkähnliche Ruhezone („Innenstadt-Oase“) zu verwandeln – ohne große Teile des überwiegend intakten Bodendenkmals und der natürlichen Flächen endgültig zu vernichten. Solch ein kleiner innerstädtischer Park würde sich sicher zu einem Stolz der Bürgerinnen und Bürger entwickeln.

Fakt 5: Sackgasse für die Fahrzeuge der Marktbeschicker
Wenn zukünftig der Marktplatz durch Veranstaltungen belegt ist, soll das Marktgeschehen rund um die Kirche verlagert werden. Für die Nordseite ist in den aktuellen Planungen zu erkennen, dass es für die Marktbeschicker nur eine Zufahrt über den Parkplatz am Kolpinghaus gibt; eine Abfahrt ist aber weder über die Propsteigasse noch über die Kirchstraße möglich. Diese Situation führt dazu, dass die Marktbeschicker bei der Abfahrt entweder auf engstem Raum wenden oder rückwärtsfahren müssen oder aber mit ihren Fahrzeugen über die verbleibenden Rasenflächen fahren und diese beschädigen. Auf der Südseite wird sich dieses Problem nicht stellen; durch die Anbindung an die Clemens-August-Straße sind dort sowohl An- als auch Abfahrt problemlos möglich.

Fakt 6: Die Alternative
Eine überzeugende zukunfts- und klimaorientierte Alternative bietet sich dagegen auf der Südseite der Stephanus-Kirche: Zwischen Kirche und Bücherei/Pfarrheim und dann ostwärts mit Kolping-Parkplatz und Kindergarten böte eine verkehrsberuhigte Clemens-August-Straße (s. Skizze) bereits jetzt alles, was auf der Nordseite der Kirche erst mit großem Aufwand geschaffen werden muss. Denn dieser umfassende Flächenbestand ist bereits versiegelt und erschlossen und muss lediglich dem Erscheinungsbild einer modernen verkehrsberuhigten Zone angepasst werden. Zudem dürfte die Süd-Alternative kostengünstiger ausfallen und bringt den Vorteil, dass die große Grünfläche mit ihrem Bodendenkmal auf der Nordseite der Kirche verschont bliebe.

Die Nutzung der Flächen auf der Süd- und Ostseite der Kirche ist ein Kompromiss, der nicht nur in die Zeit passt, sondern auch mit den Vorgaben des Klima- und Denkmalschutzes vereinbar ist."

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