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Über Vogelgrippe-Ansteckungen bei Kühen in den USA wird derzeit viel berichtet - doch auch in Europa gab es schon Ausbrüche unter Säugetieren. Zwischen Juli und Oktober 2023 sei bei Tieren in 27 Pelztierfarmen in Finnland H5N1 nachgewiesen worden, berichtet die EU-Gesundheitsbehörde ECDC im schwedischen Stockholm nun. Analysen zeigten dort eine deutliche Anpassung des Virus an Säugetiere. Experten befürchten, dass sich das Vogelgrippe-Virus im Zuge solcher Ausbrüche immer besser an andere Tiere und womöglich auch den Menschen anpasst. In den USA wurde Ende Mai ein dritter Vogelgrippe-Fall bei einem Menschen nach Kontakt mit Kühen erfasst. Erstmals gebe es typischere Symptome einer akuten Atemwegserkrankung wie Husten, hieß es von der US-Gesundheitsbehörde CDC.Hohe Viruslast in MilchBetroffen war demnach ein Mitarbeiter eines Milchviehbetriebes im US-Bundesstaat Michigan. Angesichts des Ausmaßes der Ausbreitung des Virus bei Milchkühen sei mit weiteren Fällen in den USA zu rechnen. Das ursprünglich in Vogelpopulationen vorkommende H5N1-Virus kursiert seit Monaten bei Kühen in den USA. In Milchproben erkrankter Tiere wurden zum Teil hohe Viruslasten nachgewiesen.Versuche am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems bei Greifswald haben ergeben, dass auch die in Deutschland kursierende H5N1-Form Kühe infizieren kann. Das Virus habe sich im Euter vermehrt und die Milchkühe hätten eindeutige Krankheitssymptome wie starken Milchbildungsrückgang, Veränderung der Milchkonsistenz und Fieber gezeigt, teilte das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit mit.Risiko derzeit unverändertDie Risikoeinschätzung des FLI ändere sich durch das Zwischenergebnis des Experimentes nicht, hieß es. Sowohl das Risiko des Eintrags des US-amerikanischen H5N1-Stammes in deutsche Rinderbestände als auch das Risiko der Infektion von Rindern mit in Europa vorkommenden H5-Viren werde für Deutschland als sehr gering eingeschätzt. Dennoch empfahl das FLI eine erhöhte Aufmerksamkeit.Der Ausbruch auf den Pelztierfarmen in Finnland werde auf Wildvögel als Ursprung zurückgeführt, hieß es von der ECDC. Höchstwahrscheinlich habe es aber auch indirekte und direkte Übertragungen zwischen Pelztieren gegeben, also nicht nur Übertragungen vom Vogel auf ein Pelztier. Der Erreger der H5N1-Linie 2.3.4.4b habe schwere Entzündungen in den Lungen, Gehirnen und Lebern der Füchse, Nerze und Marderhunde verursacht.Vor allem neurologische SymptomeZu den häufigsten Symptomen gehörten neurologische wie Zittern, Desorientierung und Apathie, während Atemwegssymptome weniger häufig auftraten. Viele der betroffenen Tiere starben. Das unterstreiche «die ernsten Risiken, die mit möglichen Fällen beim Menschen verbunden sind», so die EU-Behörde.Die festgestellten Veränderungen im Erbgut des Erregers gingen mit einer erhöhten Anpassungsfähigkeit an Säugetiere einher. Das Potenzial für Ansteckungen von Menschen bei direktem oder indirektem Kontakt mit infizierten Nutztieren, Wildvögeln oder anderen Wildtieren sowie mit kontaminierten Materialien oder Futtermitteln könne sich dadurch erhöhen.Bisher seien keine Infektionen beim Menschen im Zusammenhang mit dem Ausbruch in Finnland gemeldet worden, teilte die ECDC mit. Der Ausbruch verdeutliche aber die anhaltende Bedrohung durch H5N1 und die Bedeutung von Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen. In Finnland sei rasch die Tötung der Tiere betroffener Betriebe sowie eine Verschärfung der Vorschriften für Pelztierfarmen angeordnet worden.Globaler AusbruchDie Vogelgrippe oder Aviäre Influenza wird wie die Grippe beim Menschen durch Influenza-A-Viren hervorgerufen, allerdings durch andere Subtypen. Derzeit grassiert die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle, die sich über fast die gesamte Erde erstreckt und auch Europa betrifft. Der Erreger befällt vor allem Vögel, wurde aber auch bei vielen Säugetieren gefunden, darunter Katzen, Bären und Robben.Menschliche Infektionen traten bisher nur vereinzelt auf. Gesundheitsexperten warnen aber vor der Gefahr, dass sich das Virus an den Menschen anpasst und dann auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält die von der Vogelgrippe bei Kühen ausgehende Gefahr für Menschen derzeit noch für gering, mahnte aber alle Staaten zu erhöhter Aufmerksamkeit für mögliche Infektionen.Die EU-Kommission hat kürzlich 665.000 Dosen eines speziellen Impfstoffes gesichert. Er ist etwa für das Personal von Geflügelfarmen und Tierärzte bestimmt, deren Risiko für Kontakte mit der Vogelgrippe besonders hoch ist.Bildnachweis: © Milla Takala/Lehtikuva/dpaCopyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten