Es ist heiß in Berlin, es ist der Tag der Zeugnisausgabe - und damit der Beginn der Sommerferien. Doch das bekannte Columbiabad in Neukölln ist geschlossen - nach einer Auseinandersetzung junger Badegäste mit dem Personal. Das löst erneut eine Diskussion zur Sicherheit in Freibädern aus. Zusätzlichen Zündstoff liefert ein Brief der Belegschaft von Mitte Juni, der an die Öffentlichkeit gelangte. Darin werde «auf das untragbare Ausmaß der Umstände» aufmerksam gemacht, heißt es in einem Bericht des «Tagesspiegels». Die Gemüter sind erhitzt, aber wer kann helfen im Freibadstreit? CDU-Chef Friedrich Merz forderte: «Hier wird an einer höheren Polizeipräsenz in den Freibädern nichts vorbeiführen.» Seine Partei nehme mit großem Befremden zur Kenntnis, was erneut in sehr vielen Freibädern passiere, sagte Merz. «Das sind offensichtlich größere Gruppen von enthemmten Jugendlichen, bei weitem nicht nur mit Migrationshintergrund, aber auch mit Migrationshintergrund.» Es müssten Platzverweise und Hausverbote ausgesprochen werden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erteilte dem Ansinnen eine Absage. «Es ist nicht Aufgabe der Polizei, in Freibädern die Spaßrutschen zu sichern oder die Liegewiese zu bestreifen», sagte der Bundesvorsitzende Jochen Kopelke dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Polizisten sind keine Bademeister», so der Berliner GdP-Sprecher Benjamin Jendro. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) reagierte zurückhaltend mit Blick auf die Belastung der Polizei in der Hauptstadt. Zugleich betonte er: «Wir werden nicht dulden, dass ein kleiner Teil unserer Bäder zu rechtsfreien Räumen wird.» Die Berliner Polizei war zum Ferienstart am Mittwoch mit einer mobilen Wache vor dem Prinzenbad in Friedrichshain-Kreuzberg präsent. Sie hatte bereits angekündigt, während des Sommers vor ausgewählten Bädern auf diese Art immer wieder sichtbar und ansprechbar zu sein. Mit Blick auf die derzeitige Schließung des nur wenige Kilometer entfernten Columbiabads war der Einsatzort der mobilen Wache der Direktion 5 am Mittwoch kurzerhand vor das Prinzenbad verlegt worden, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) machte deutlich, dass sie vom Badbetreiber erwartet, die Situation in den Griff zu bekommen. «Die Berliner Bäder-Betriebe müssen für die Sicherheit in ihren Anlagen Sorge tragen und den Menschen, die Erholung suchen, offenstehen», so Spranger. Sie holte Polizei, Bäderbetriebe und Sozialvereine an einen Tisch, um über das weitere Vorgehen zu beraten. In ihrem Haus sei eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden. «Die Berliner Bäder-Betriebe nehmen die jüngsten Vorfälle zum Anlass und stellen in den kommenden Wochen alle Maßnahmen zum sicheren Badebetrieb komplett auf den Prüfstand», hieß es vom Unternehmen. Derzeit werde nach Wegen gesucht, das geschlossene Columbiabad in Neukölln schnellstmöglich wieder zu öffnen. Nach einem Bericht des «Tagesspiegels» hatten sich Beschäftigte bereits Mitte Juni in einem Brief an die Führung der Bäder-Betriebe gewandt. Die Hausordnung werde täglich «vorsätzlich missachtet», heißt es darin laut Zeitung. Mitarbeitern, Frauen, Minderheiten, besonders trans und queeren Menschen werde immer häufiger Gewalt angedroht. «Verbale Attacken, das Spucken oder Pöbeln» seien üblich. Personal werde «bewusst psychisch terrorisiert». Das Sicherheitspersonal sei überfordert und nicht in der Lage, Hausverbote durchzusetzen oder Straftaten anzuzeigen. Die Bediensteten schreiben demnach von einer «eklatanten Unterbesetzung des Personals». Sie fordern unter anderem in der Hauptzeit Zugang und Tageskarten nur für Familien mit Kindern, ständig Polizei vor Ort, nur Online-Tickets und namentlichen Einlass. Als Reaktion auf den Brandbrief sei eine Reihe von Maßnahmen ergriffen worden, teilte die Sprecherin der Bäder-Betriebe mit. Die Kommunikation mit der Polizei sei intensiviert worden, Führungskräfte seien verstärkt vor Ort präsent. Zudem seien Workshops mit externen Experten für Krisenintervention für die Teams organisiert worden. «Den Führungskräften und Mitarbeitenden wurde auch individuelle psychologische Betreuung angeboten.» Für die Sicherheit auf dem Gelände ist der Badbetreiber zuständig. Kommt es zu Straftaten, ist die Polizei gefragt. Teils wird diese zur Unterstützung gerufen, wenn ein Bad wegen einer Auseinandersetzung geräumt werden soll - wie etwa am Sonntagabend. Grund sei eine Auseinandersetzung von Jugendlichen mit Beschäftigten des Bades und des Sicherheitsdienstes gewesen, hieß es dazu vom Bäderbetreiber. Die Berliner Polizei führt nach eigenen Angaben keine Statistik darüber, wie oft sie zu Schwimmbädern gerufen wurde. Als Tatort für Gewaltdelikte hat sie 2022 Freibäder 57-mal registriert, 2019 - und damit vor den coronabedingten Beschränkungen - verzeichnete sie 71 Fälle. Insgesamt registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 285 Straftaten in Freibädern, 2019 seien es 358 gewesen. Aus Sicht des Geschäftsführers der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, Christian Mankel, ist Gewalt in Freibädern kein generelles Problem: «Wir haben knapp 3000 Freibäder in Deutschland- und in diesen 3000 Freibädern haben Sie am Ende eines Tages 4,5,6 oder nur 1 Bad, wo etwas passiert.» Die Probleme hätten zugenommen - «aber sie sind nicht so extrem, wie sie gerade wahrgenommen werden». In der Regel seien es vor allem junge Männer, die sich falsch verhielten. Das Columbiabad ist überregional bekannt, weil es dort öfter Randale und Probleme mit Jugendlichen gibt. Der Bezirk Neukölln gilt in Teilen nach wie vor als sozialer Brennpunktkiez, viele Menschen mit ausländischen Wurzeln leben dort. 2006 sorgte ein Brandbrief von Lehrkräften an der Rütli-Schule bundesweit für Schlagzeilen - für die Schule wurde danach viel getan.GdP-Sprecher: «Polizisten sind keine Bademeister»
Mobile Wache vor Prinzenbad
Columbiabad in Neukölln ist zu
Sicherheitspersonal sieht sich überfordert
Badbetreiber für die Sicherheit verantwortlich
3000 Freibäder in Deutschland
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Erhitzte Gemüter im Berliner Freibadstreit
Gewalt, Tumulte und renitente Gäste setzen den Beschäftigten der Berliner Schwimmbäder zu. Der Krankenstand ist hoch. Öffnungszeiten werden reduziert, das berühmte Columbiabad bleibt dicht.
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